Gottesdienst zur Eröffnung der Winterarbeit

Dieser Gottesdienst ist in seiner Art wohl einmalig.
Dieser Gottesdienste wird immer im Herbst in einer alten Kirche im Kirchkreis Unna  gefeiert und geht zurück auf die Zeit des Nationalsozialismus. Die Frauenhilfen wurden mit hinein gezogen in den Kirchenkampf. Auf der einen Seite gab es die, die dem NS-Regime kritisch gegenüber standen, die sogenannte Bekennende Kirche. Ihre Bedenken brachten sie 1934 in der Barmer theologischen Erklärung zum Ausdruck.

Auf der anderen Seite gab es die Deutschen Christen, die sich mit dem NS-Regime arrangieren wollten. Beide Richtungen waren auch in den Frauenhilfen vertreten. Die Frage war, wie der Vorstand des Landesverbandes sich entscheiden würde.
Mit der Soester Erklärung im Oktober 1934 erteilte er den Deutschen Christen eine deutliche Absage und stellte sich auf die Seite der Bekennenden Kirche. Alle Frauenhilfen wurden aufgerufen, diesen Schritt mit zu vollziehen. Dies führte zu Spaltungen in den Frauenhilfen der Gemeinden.

Aus Kamen und Unna ist bekannt, dass es geteilte Frauenhilfen gab. Und wer Pfarrer und Presbyterium hinter sich wusste, hatte auch die Räume in den Gemeindehäusern. So kam es, dass Frauenhilfegruppen, die sich zur Bekennenden Kirche bekannten, auswichen in Gaststätten und Kirchen. Denn Gottesdienst war nicht verboten. Es kam die Zeit des Versammlungsverbots für Vereine und damit auch der Gruppentreffen.
Übrigens war  Kaffeetrinken ebenso verboten und die Frauen brachten sich eigenes Geschirr und Kaffee mit. Vielleicht ein Grund, dass bis heute Kaffeetrinken ein so wichtiger Bestandteil der Frauenhilfe ist.
Da das Feiern von Gottesdiensten nicht verboten war,  kamen Frauenhilfefrauen  im November zum Gottesdienst zur Eröffnung der Winterarbeit zusammen. Nach  langer Sommerpause, in der die Feldarbeit und Ernte keine Zeit ließen für weitere Treffen, konnten sie hier Stärkung und Ermutigung durch Gottes Wort erfahren und Gemeinschaft erleben. So war dieser Gottesdienst auch eine Form des Protestes.

Wenn auch andere Themen heute diesen Gottesdienst bestimmen, so ist diese Intention doch geblieben und gehört für viele Frauen zu ihrer Frauenhilfe dazu.

 

Der nächste Gottesdienst ist am Mittwoch 09. Oktober, 15 Uhr - Pauluskirche Kamen, Kirchplatz 1

 

 

Rückblick Gottesdienst  2023

Gespräch mit Gott

"Zur Ruhe kommen, Minuten des Rückzugs im Alltag", so begann Pfarrerin Dr. Jula Well ihre Predigt. Gut 50 Frauen waren zum Abendmahl-Gottesdienst nach Frömern in die Johanneskirche gekommen. Aufmerksam und gebannt hörten die Teilnehmerinnen den Worten der Predigerin zu. Zwei Dinge hatte Pfarrerin Well mitgebracht. Erstens: Pilgern im Alltag. Sie forderte die Frauen auf aufzustehen, auf der Stelle zu gehen. 


"Wenn du gehst steht der Weg unter den Füßen.
Wege nach innen.
Wege nach außen.
Einfach gehen."

Sich bewusst machen, dass jeder Weg den wir gehen ein Geschenk ist. Auch der Weg zum Mülleimer oder beim Stabsaugen.
Zweitens: Gebetslitanei, alte Worte und Texte mit denen Gott zu uns spricht. Wenn wir sie immer wieder sprechen und wiederholen, kehrt Ruhe ein in unsere Gedanken. "Denn was wir sagen macht etwas mit uns," so Pfarrerin Dr. Well.
Beim anschließenden Kaffeetrinken im M.-Luther-Gemeindehaus wurde noch viel über diesen außengewöhnlichen Gottesdienst gesprochen. Die Frauen waren sich einig, es war eine besondere, ermutigende und inspirierende Erfahrung.